Wakenitz
Selten liegen Natur und Geschichte so nah beieinander wie an der Wakenitz. Der etwa 15 Kilometer lange Fluss wird auch zurecht Amazonas des Nordens genannt und bildet über weite Strecken die Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Am nördlichen Ende des Ratzeburger Sees entspringt die Wakenitz und mündet schließlich in Lübeck in die Trave. In der Entstehung des ehemaligen Hanse-Zentrums spielte die Wakenitz eine elementare Rolle.
Streckenlänge: 19 Kilometer
Schwierigkeitsgrad: Leicht
Stippvisite im See
Unsere Tagestour beginnen wir in Rothenhusen an der Rundbogenbrücke, die 2009 fertiggestellt wurde. Hier gibt es einen Holzsteg mit Einlassrolle – ein optimaler Einstieg für uns Paddler. Nicht weit entfernt kann das Auto kostenfrei abgestellt werden. Zunächst machen wir eine kurze Stippvisite in den Ratzeburger See und genießen die morgendliche Stille.
Klares Wasser
Hier am alten Fährhaus beginnt dann die Wakenitz und somit auch unsere Fahrt nach Lübeck. Das Wasser ist sauber und klar, man kann die zwei oder drei Meter auf den Grund des Flusses problemlos durchschauen. Vorbei an der Einstiegsstelle und der Straßenbrücke tauchen wir ein in die ruhige Atmosphäre der Wakenitz, die zu Beginn noch schmal und kurvig daherkommt. Von April bis September verkehren hier die Personenschiffe der Quandt-Wakenitzrundfahrt. Wer mag und kein zweites Auto nutzen möchte oder kann, der kann die Rückfahrt zum Auto beispielsweise stilecht per Schiff bestreiten.
Neben Vögel und hohen Bäumen
Die Ruhe wird nur selten gestört. Ansonsten verzaubern uns die vielen hohen Bäume und die vielen hier lebenden Vögel. Die Kilometerangaben entlang des Flusses sind als kleine Dreicksschilder an Holzpfählen entlang des Ufers befestigt. Aufgrund der Naturschutzbestimmungen ist das Anlanden von Kilometer Null bis etwa Kilometer 8,5 am Ufer verboten, erst ab der Eisenbahnbrücke bei Strecknitz ist das wieder erlaubt. Von hier an befindet man sich aber bereits im Speckgürtel von Lübeck und viele Privatgrundstücke säumen die Ufer. Ab Strecknitz weitet sich die Wakenitz und wir paddeln über eine kleine seenartige Landschaft.
Stopp am Stausee
Wenig später erblicken wir erstmals an diesem Tag zwei der insgesamt sieben Lübecker Kirchtürme. Ab der Straßenbrücke der B75 liegen noch die letzten rund drei Kilometer vor uns. Hier befinden wir uns vor allem im Terrain der Segler. Am Anleger des Kanusportvereins legen wir an und holen unsere Kajaks aus dem Wasser. Eine direkte Weiterfahrt in die Trave ist nicht möglich, schon im Mittelalter wurde die Wakenitz aufgestaut und befindet sich etwa 3,50 Meter über dem Niveau der Trave.
Brücken und Wallanlagen
Für unsere Stadtrundfahrt durch Lübeck müssen wir also kurz die Bootswagen drunterschnallen, die Hauptstraße überqueren und hinter den Lagerhallen am Holzsteg wieder zu Wasser. Wir paddeln zunächst auf der Kanaltrave im Klughafen in Richtung Süden. Zunächst unterqueren wir dabei die 130 Meter lange Klughafenbrücke, eine Überquerung für Fußgänger und Radfahrer, gebaut 1994.
Dann geht es weiter entlang der Wallanlagen und unter der Wallstraßenbrücke hindurch.
Türme, Türme, Türme
Kurz darauf biegen wir rechts ab und folgen der Trave in Fließrichtung. Hier kommt schon etwas Venedig-Stimmung auf, denn die Häuser stehen teils direkt am Wasser, hinter den Giebeln und Bäumen ragt der Dom mit seinen Zwillingstürmen aus dem 12. Jahrhundert empor. Für Aufsehen sorgt zudem der Amphibien-Bus der Splash-Tour. Linkerhand stehen die alten Salzspeicher, in denen die Hansekaufleute das Salz einlagerten, mit dem vor allem Fisch aus Übersee haltbar gemacht wurde. Unter der Holstenbrücke hindurch drehen wir uns um, denn von hier aus kann man bereits das berühmte Holstentor erblicken.
Foto am Feuerschiff
Wir paddeln weiter die Stadttrave entlang, vorbei am Radisson-Blu-Hotel, am Theaterschiff sowie an der Musik- und Kongresshalle. Dann schippern wir in den Museumshafen, in dem mehr als 20 historischen Schiffe liegen, darunter eine Karavelle aus den 15. Jh. und ein Schlepper von 1910. Besonders fällt natürlich das alte Feuerschiff Fehmarnbelt auf. Von 1908 bis 1984 wies es dem Schiffsverkehr auf der Ostsee den Weg zwischen Puttgarden und Rödby durch den Belt. Heute wird es von einem Förderverein verwaltet und betrieben.
Neues, altes Schiff
Ein weiterer Hingucker ist die Lisa von Lübeck, ein Nachbau einer, nein, nicht einer Kogge, sondern einer Kraweel. Das dreimastige Frachtschiff löste in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die einmastige Kogge im ehemaligen Hanseraum an Nord- und Ostsee ab. Im Rahmen eines Projektes der Gesellschaft Weltkulturgut der Hansestadt tüftelten 350 Menschen über vier Jahre an diesem Segler, 2004 ging es erstmals aus Wasser. Wir steuern unsere Kajaks rechts unter der Hubbrücke hindurch zurück in die Kanaltrave, wo unsere vier Kilometer Rundtour um Lübeck endet.
Karten und Informationen zur Wakenitz
Gutes Kartenmaterial liefert der Tourenatlas von Jübbermann. Zusätzliche Infos gibt es auch bei flussinfo.net