Mosel
Steile Weinhänge, gemütliche Städte, eingerahmt von Eifel und Hunsrück – trotz ihrer stattlichen Breite und geringen Strömung wird uns Paddlern auf der Mosel niemals langweilig, schließlich erwarten uns auf unserer Tour von Trier nach Hatzenport hinter jeder Kurve neue Gebirgsformationen, kleine Örtchen, Burgen oder Schlösser.
Streckenlänge: 166 Kilometer
Schwierigkeitsgrad: Leicht
Neue Erfahrung an alter Stätte
Für uns fällt der Startschuss in der ältesten Stadt Deutschlands, wo wir zunächst auf dem Campingplatz Treviris unsere Zelte aufschlagen, aufs Wasser geht es ganz entspannt am nächsten Morgen. Wir legen erst einmal einen Stadtbummel ein, denn Trier hat einiges zu bieten. Die 100-Tausend-Einwohner-Stadt nahe der Grenze zu Luxemburg wurde einst von den Alten Römern gegründet und besticht mit viel Historie, allen voran dem Wahrzeichen Triers, der Porta Nigra.
Alles rein da!
Früh am nächsten Morgen schlüpfen wir aus unseren Schlafsäcken und entladen unser Gepäck am Steg des Rudervereins, der sich direkt neben der Einfahrt des Campingplatzes befindet. Für sieben Tage Kajaktour muss so einiges an Equipment mit, schließlich wollen wir ja für alle Fälle gewappnet sein, aber Gott sei Dank sind die Boote ja echte Platzwunder.
Gemütliche Wellen
Wir lassen Trier allmählich hinter uns, paddeln aber noch einige Kilometer im Trierer Becken, vorbei an einer Bootswerft. Die Berufsschifffahrt ist auf der Mosel ebenfalls zahlreich vertreten, doch die Kähne tuckern meist gemütlich den Fluss entlang und man braucht keine Sorgen vor hohen Wellen haben.
Hoch die Hänge
Ab Schweich werden die Hänge entlang des Moselufers allmählich steiler und die ersten Weinhänge zieren die Landschaft. Nicht weit von unserem ersten Etappenziel entfernt versperrt die Staustufe Detzem den Weg. Hier befindet sich, wie an allen anderen Moselschleusen auch, eine kleine Schleuse für Sportboote, Paddler und Ruderer. Nach 32 Kilometern kommen wir dann in Klüsserath an und schlagen auf dem Campingplatz Moselblick unser Lager auf.
Piesport-Pause
Hinter einer langgezogenen Moselschleife passieren wir erst Trittenheim und dann Neumagen-Dhron. Etwa vier Kilometer später taucht Piesport vor uns auf, vor allem die Rokoko-Pfarrkirche St. Michael aus dem 18. Jahrhundert ist nicht zu übersehen. An einem Steg am rechten Ufer legen wir unsere erste Pause des Tages ein.
Li, la, Loreley
Noch bevor die Mosel ihre nächste Schleife schlägt, ragen vor uns am linken Ufer steile Felsen empor. Eins der Wahrzeichen der Mosel liegt vor uns: Die Moselloreley – angelehnt an ihr berühmtes Pendant am Rhein. Vorbei an Minheim nähern wir uns der Schleuse Wintrich. Erst Brauneberg, dann Mülheim, und Lieser, mit seinem Schloss und der Pfarrkirche – wir nähern uns unserem Ziel Bernkastel-Kues. Am oberen Hang zeigt sich zuerst die Burg Landshut, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde und heute eine Gaststätte beherbergt. Auch der 600 Jahre alte mächtige Turm der Pfarrkirche St. Michael fällt ins Auge. Wir durchqueren zunächst das Örtchen, um beim Ruderverein unser Hab und Gut zu parken. Als die Schlafsäcke im Vereinsheim ausgerollt sind, statten wir der hübschen Altstadt einen Besuch ab.
Gemeinsam mit den Großen
Tag drei unserer Tour – heute stehen nur 22 Kilometer auf der Agenda. Nach nur vier Kilometern kommen wir an der Schleuse Zeltingen an, wo wir erstmals in die große Schleuse müssen, denn das Sommer-Hochwasser hat noch bleibende Schäden an der SB-Schleuse hinterlassen. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Schleusenwärter und etwas Warten geht es sechs Meter abwärts. Deutlich mehr Höhenunterschied liegt zwischen uns und der Hochmoselbrücke der B50. 158 Meter ragt das Bauwerk in die Höhe, das 2011 begonnen wurde und dessen Bau erst acht Jahre später, 2019, beendet wurde. Rund 175 Millionen Euro soll die Stahlbalkenbrücke am Ende gekostet haben.
Traben-Trabach im Regen
Wir paddeln unserem Tagesziel entgegen: Der Fünftausend-Einwohnerstadt Traben-Trabach. Wir müssen unter der Straßenbrücke hindurch und uns anschließend am rechten Ufer halten, denn dort befindet sich das Vereinsheim des Ruderclubs. Den Stadtbummel verschieben wir allerdings auf den nächsten Tag, denn der Regen hat wieder eingesetzt und auf der überdachten Terrasse der Ruderer lässt es sich auch so gut aushalten.
Im Schatten der Maria
Tag 4: Gegen Mittag geht es wieder aufs Wasser. Hinter einem Binnenschiff lassen wir uns in der Schleuse Enkirch hinunterbefördern. Hier beträgt die Stauhöhe siebeneinhalb Meter. Das ganze Prozedere dauert übrigens in der Regel etwa eine halbe Stunde. Zeit zum Pausieren, etwas zu snacken oder zu trinken. Die Mosel windet sich in langgezogenen Kurven in Richtung Pünderich. Hier ist es besonders ruhig, nur ab und an fährt ein Zug an uns vorbei. Gegenüber von Pünderich wacht die Marienburg über das Tal. Ehemals ein Augustinerkloster, wurde die Burg 1515 in eine Befestigungsanlage umgewandelt. Heute dient sie als Jugendbildungsstätte des Bistums Trier.
Dann sind wir auch schon fast da: Beim Ruderverein Zell landen wir am Steg an und bauen unsere Zelte vor dem Vereinsheim auf.
Zelten in Zell
Die heutigen 17 Kilometer waren die kürzeste Etappe der Tour und somit bleibt noch eine Menge Zeit, um sich Zell genauer anzusehen. Direkt am Eingang zur Stadt begegnet einem schon die Zeller schwarze Katz. Das Maskottchen des Ortes hat seinen Ursprung in einer Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, heute heißt die gesamte Weinberglage hier Zeller Schwarze Katz. Wir wollen die Mosel endlich mal von oben sehen und wandern den Steilpfad hinauf zum Collis-Turm. Hier, aus rund 250 Metern Höhe, bietet sich einem ein grandioser Blick auf Zell und das Tal. Abends sind wir dann reichlich erschöpft und es geht direkt ins Zelt.
134 Meter Stahl
Nachts hat es etwas geregnet und wir müssen die Zelte nass einpacken. Vor uns liegen heute 21 Kilometer. Ein Highlight ist heute die Doppelstockbrücke bei Bullay. Sie wurde 1878 fertiggestellt, ist insgesamt 314 Meter lang und war die erste Doppelstockbrücke Deutschlands. Bei Sankt Aldegund wartet die nächste Schleuse auf uns. Wenig später wartet schon der nächste Höhepunkt auf uns: der Bremmer Bogen. Er ist die engste Moselschleife und für die Berufsschifffahrt jedes Mal eine echte Herausforderung. An den Hängen verlaufen etliche Wanderwege und der Blick von oben ziert etliche Postkarten. In Senheim biegen wir rechts in den Hafen ab, um zum dortigen Campingplatz zu gelangen.
Tiger meets Reichsburg
Am vorletzten Tourentag bekommen wir die Burg Metternich bei Beilstein zu sehen – und müssen erneut schleusen. Immerhin funktioniert in Fankel die SB-Schleuse. Noch ein kurzes Päuschen, dann sind wir in Cochem. Vor uns thront die majestätische Reichsburg, besonders vom Kajak aus, ein grandioser Anblick. Wir paddeln zum Campingplatz, vorbei an Ausflugs- und Kreuzfahrtschiffen, dort bauen wir unser Lager ein letztes Mal auf und machen uns dann auf den Weg in die Stadt.
Dicke Suppe
Tiefhängende Wolken empfangen uns an unserem letzten Tag auf der Mosel. Noch 21,5 Kilometer bis Hatzenport, und die Natur passt sich unserer Stimmung perfekt an. Still genießen wir den tollen Anblick, wenn sich die Wolken an den Berghängen entlang ziehen und die kleinen Orte nahezu verschlucken.
Feierabend am Fährturm
Am Vormittag setzt sich dann die Sonne durch, als wir Treis-Kaden erreichen. Drei Kilometer hinter dem Ort wartet die letzte Schleuse auf uns, wo wir wiederum im großen Becken geschleust werden und anschließend auf der linken Uferseite nochmals kurz durchschnaufen. Vorbei an Burg Bischofsheim paddeln wir auch am Klabautermann vorbei, einem urigen Kneipenschiff. Kurs auf Hatzenport. Der Fährturm zeigt uns das Ziel unserer Reise an. An dieser Stelle, wo wir nach 166 Kilometern Moseltour ankommen, hat einst Napoleon mit seinen Truppen die Mosel überquert. Nicht weit von der Ein- und Ausstiegsstelle entfernt befindet sich der kleine Hatzenporter Bahnhof, von wo aus man in etwa eineinhalb Stunden per Zug wieder nach Trier gelangt.
Karten und Informationen zur Mosel
Besonders hilfreich ist die Ausgabe von "Kanu Kompakt", wem eine gute Karte genügt, sei das Exemplar von Jübbermann ans Herz gelegt.