Trave
Naturnah und gemütlich, die Trave ist einer der Geheimtipps in Schleswig-Holstein in Sachen Kleinflusstouren. Die Infrastruktur macht eine Mehrtagestour zwar etwas schwierig, aber für einen Tag sollte sich jeder Paddler einmal auf die Trave verirren und Kurs auf die Hansestadt Lübeck nehmen.
Wer in Lübeck übernachtet, der kann am nächsten Tag die restlichen Kilometer bis zur Mündung in die Ostsee zurücklegen.
Streckenlänge: 49 Kilometer
Schwierigkeitsstufe: mittel
Die Polizei zeigt den Weg
Die 30 Kilometer bis nach Lübeck lassen sich optimal in Bad Oldesloe beginnen. Die Einsatzstelle versteckt sich direkt hinter der dortigen Polizeistation und dem Finanzamt. In Wassernähe lässt es sich gut entladen, das Auto parken wir wenige Gehminuten entfernt in einer Nebenstraße, der Finanzamt-Parkplatz darf nur am Wochenende genutzt werden.
Start mit spritzigem Spaß
Schon nach wenigen Paddelschlägen heißt es entweder direkt wieder aussteigen, oder Spritzdecke schließen. Die Sohlgleite hinter Bad Oldesloe kann bei ausreichend Wasserstand und leichten Wildwasserkentnissen problemlos befahren werden, zwei Stege und der Weg entlang des Ufers machen eine Portage aber ebenfalls einfach, man sollte am besten den Bootswagen im Gepäck haben.
Von wegen plattes Land
Die ersten 15 Kilometer schlängelt sich die Trave durch Schleswig-Holstein, aber die Umgebung hat rein nichts mit plattem Land zu tun. Hügel entlang der Ufer bietet immer wieder eine schöne Aussicht, obwohl man aufgrund des tiefen Flussbetts nicht unmittelbar Rundumsicht hat. Hin und wieder kreuzen Straßenbrücken den Fluss, bei Reinfeld stört lediglich die Autobahn die Ruhe für einige Minuten. Bei Klein Wesenberg lädt ein Steg zu einer Pause ein.
Hohe Häuser bedeuten Stillstand
Bei Hamberge setzt die natürliche Paddelhilfe almählich aus, die Strömung kommt fast zum Erliegen. Die hohen Häuser sind die ersten Vorboten Lübecks und nur etwa drei Kilometer später vereint sich die Trave mit dem Elbe-Lübeck-Kanal zur Kanaltrave. Ab hier ist auch mit der Binnenschiffahrt zu rechnen.
Die Stadt der vielen Türme
Ein Merkmal der Hansestadt Lübeck sind die vielen Kirchtürme. Diese strecken sich nun vor uns gen Himmel und wir halten Kurs auf den Klughafen. Alternativ kann Lübeck auch über den Stadtgraben oder die Stadttrave erkundet werden. Hier sollte man unbedingt ausreichend Zeit haben, um die vielen Bauten im Stil der Backsteingotik vom Wasser aus zu bewundern. Ein geeigneter Ausstieg bietet sich nahe der Wakenitz, ein Steg mit Rolle vereinfacht das Aussteigen an den oft hohen Kaimauern. An der Hauptstraße kann das Auto abgestellt werden.
Dickschiff, Teil 1
An nächsten Morgen folgen wir dem Flusslauf und unterqueren die Hubbrücke. Linkerhand erblicken wir den Hanseschiff-Nachbau „Lisa von Lübeck“ oder auch das Feuerschiff Fehmarnbelt. Eine Rundfahrt per Kajak durch die Hansestadt bietet sich hier an, mehr dazu erfahrt ihr in meinem Tourenvideo/Tourentext zur Wakenitz. Zunächst passieren wir einige Kilometer Hafengelände. Einer der ersten größeren Pötte an diesem Tag ist die Nordic Diana, ein holländischer Cargo-Frachter, der unter anderem Hafer transportiert.
Lärm, auf und neben dem Wasser
Dann unterqueren wir die Eric-Warburg-Brücke, eine vierspurige Klappbrücke aus dem Jahr 2008. Dahinter wird es am Holzterminal kurz etwas lauter, hier werden gerade reichlich Baumstämme geschreddert. Uns kommt noch eine Rundfahrtbarkasse entgegen – dann wird es für einige Kilometer erst einmal etwas ruhiger. Die Ufer werden grün und die Trave fließt vorbei an Bad Schwartau in Richtung Kücknitz und Schlutup. Kilometerangaben an den Ufern gibt es hier nicht, gute Anhaltspunkte zum Abstimmen mit der Karte gibt es aber reichlich, wie beispielsweise die Flusszeichen.
Snack beim Fischer
Unsere erste kurze Pause legen wir im gemütlichen Hafen von Gothmund ein, direkt neben einigen Fischkuttern. Anschließend geht es am Containerterminal vorbei zum Anleger der Transfennica-Fähren. Die Schiffe, wie hier die Corona-Sea, transportieren Fahrzeuge, in erster Linie LKW, zwischen Lübeck und Finnland. Die Corona-Sea, deren Name im Übrigen nichts mit dem berühmten Virus zu tun hat, ist 187 Meter lang und kann rund 12-tausend Tonnen transportieren.
Feuchte Pause
Hinter den Kaien wird das Wasser wieder berechenbarer und Bäume zieren die Ufer. Von hier an gilt ein Uferbetretungsverbot. Ausnahmen: Das rechte östliche Ufer darf von Kanuten und Ruderern nur im Zeitraum vom 15. März bis zum 15. Juli nicht betreten werden, sowie ein Rastplatz, der immer angefahren werden darf. Das nutzen wir, legen unsere zweite Pause des Tages ein und warten einen kurzes Regenschauer ab.
Naturelle Hänge
Die Hänge entlang des Trave-Ufers werden etwas steiler, mit Sicherheit nisten hier etliche Vogelarten. Am Sandstrand des Stüpler Huk lenken wir unsere Boote linksherum in Richtung Travemünde. Hier weitet sich rechterhand die Wasserfläche, wie ein See erstreckt sich vor uns das Pötenitzer Wiek, für das einige Befahrungsregeln gelten. Entlang der Fahrrinne geht es etwa drei Kilometer hinüber in den Travemünder Hafen.
Dickschiff, Teil 2
Zunächst kommen wir zum Fährterminal, wo gerade die Tom Sawyer beladen wird. Das RoPax-Fährschiff ist 177 Meter lang und gehört zur deutschen TT-Line-Reederei. Sie verfügt über 134 Kabinen und hat Platz für 400 Passagiere. 1988 lief sie in Bremerhaven vom Stapel und verkehrt seitdem in erster Linie zwischen Travemünde und Trelleborg in Schweden.
Fährsichtig!
Eineinhalb Kilometer dahinter kreuzt die Priwall-Fähre, die zwischen der Halbinsel Priwall und Travemünde im 10 bis 15 Minuten Takt fährt. Eine Trave-Querung mit der Fähre samt PKW kostet im Übrigen rund vier Euro.
Flying-P-Liner
Unser Highlight ist jedoch kein festes Bauwerk, sondern schwimmt nach wie vor auf dem Wasser. Die Viermast-Stahlbark Passat, einer der legendären Flying-P-Liner liegt hier vor Anker. Die Passat wurde 1911 bei Blohm & Voss gebaut und wurde als Frachtsegler zwischen Europa und Südamerika eingesetzt. In ihrer Laufbahn umrundete sie 39 Mal das Kap Hoorn. Als das Schwesterschiff Pamir 1957 in einem Hurrikan sank und die Passat selbst nur knapp einem ähnlichen Schicksal entkam, wudrde der stolze Segler außer Dienst gestellt. Hier in Travemünde steht sie seit 1960 als Museumsschiff.
Offene See
Wir halten Kurs auf die Ostsee. Vorbei an der Mole und dem kleinen Leuchtfeuer paddeln wir noch etwa einen Kilometer an der Küste entlang. Wer nicht nicht dem offenen Meer und höheren Wellen vertraut, sollte zuvor die Wettersituation genaustens beobachten und gegebenenfalls im Hafenbereich den Trip beenden. Wir nähern uns unserem Ziel: Der Rampe am Yacht Club, wo wir aus den Kajaks klettern und die Tour beenden.
Karten und Informationen zur Trave
Gutes Kartenmaterial bietet der Tourenatlas von Jübbermann. Darüber hinaus gibt es bei flussinfo.net jede Menge Informationen und aktuelle Hinweise zur Tour.